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Es könnte doch eigentlich so einfach sein: du lernst jemanden kennen, es funkt zwischen euch, alles passt, ihr verliebt euch. Doch wie gehst du am besten damit um, wenn sich im Laufe eurer Beziehung herausstellt, dass dein Partner bisexuell ist?

Zunächst einmal: es ist völlig okay, wenn du zuerst angesichts der Bisexualität deines Partners verunsichert bist. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn über Bisexualität kursieren eine Vielzahl an Vorurteilen, die du sicherlich zumindest vom Hörensagen bereits kennst und die dich nun beschäftigen. Da wäre zum Beispiel die populäre Annahme, dass bisexuelle Menschen nicht treu sein können oder zwangsläufig eine offene Beziehung wollen. Auch unterstellt man bisexuellen Menschen oftmals, dass sie eigentlich homosexuell sind, sich aber nur nicht trauen, dazu zustehen.

Fakt ist: Bisexualität hat, ebenso wie jede andere Form der Sexualität, unglaublich viele verschiedene Dimensionen. Man kann nicht, wie die obigen Vorurteile suggerieren, eine allgemeingültige Feststellung à la "Alle Bisexuellen wollen immer offene Beziehungen" treffen. Das heißt im Klartext: sicherlich gibt es einen bestimmten Prozentsatz an bisexuellen Menschen, die gerne offene Beziehungen leben möchten oder sexuell ein bestimmtes Geschlecht bevorzugen. Aber ebenso gibt es Menschen, die bisexuell sind und eine monogame Beziehung wollen und/oder beide Geschlechter gleichwertig begehren. Bisexualität hat ganz viele unterschiedliche Facetten und wie sie ausgelebt wird, hängt stark von der individuellen Persönlichkeit, den Erfahrungen und Vorlieben des jeweiligen Menschen ab. 

Daraus folgt ein sehr wichtiger Punkt: nur weil dein Partner bisexuell ist, heißt das nicht zwangsläufig, dass ihm etwas in eurer Beziehung fehlt oder dass du ihm nicht genug bist!

Schön und gut, wirst du jetzt vielleicht denken, nachdem du die letzten zwei Absätze gelesen hast - aber was mache ich denn nun, wenn mein Partner sich mir gegenüber als bisexuell outet? Zuerst einmal solltest du es als einen Vertrauensbeweis deines Partners werten: Er hat sich nicht nur mit seiner Sexualität auseinandergesetzt, sondern steht dir gegenüber auch ehrlich zu seiner sexuellen Orientierung.

Um mit der Bisexualität deines Partners umzugehen ist das Wichtigste nun: Kommunikation! So klischeehaft es klingt, so unverzichtbar ist es. Wenn du durch die Bisexualität deines Partners verunsichert bist oder an eurer Beziehung zweifelst, dann teile deinem Partner das mit! Führe ein offenes Gespräch mit deinem Partner und stell ihm all die Fragen, die dich vielleicht beschäftigen, z.B.: Was bedeutet deine Bisexualität für dich? Bist du in unserer Beziehung glücklich? Sehnst du dich insgeheim danach, auch mit Männern zu schlafen? Möchtest du eine offene Beziehung, um deine Bisexualität ausleben zu können?

Kommunikation ist die beste Strategie, um mögliche Zweifel und Verunsicherung loszuwerden - und möglicherweise erkennst du im Gespräch mit deinem Partner, dass seine Bisexualität keine Bedrohung für eure Beziehung ist, sondern im Gegenteil sogar eine Chance, neue Impulse zu setzen; eine Chance, deinen Partner von einer anderen Seite kennenzulernen und euer Vertrauensverhältnis zu erneuern und zu vertiefen.

Es mag vielleicht auf den ersten Blick absurd klingen, aber Bisexualität muss nicht zwangsläufig eine Krise in eurer Beziehung auslösen, sondern kann sie im Gegenteil sogar bereichern! Wenn dein Partner sich als bisexuell outet, ist das - wie bereits erwähnt - ein Zeichen dafür, dass er sich mit seiner eigenen Sexualität und damit verbunden auch mit Geschlechterrollen intensiv auseinandergesetzt hat. Und dies wiederum lässt darauf schließen, dass dein Partner offener für sexuelle Praktiken sowie Lebens- und Partnerschaftsmodelle ist, die außerhalb der Norm liegen.

Für dich könnte das bedeuten, dass neue Optionen und Möglichkeiten entstehen, dich in deiner Partnerschaft sexuell und gefühlsmäßig zu entfalten.

Was bleibt festzuhalten? Die Bisexualität deines Partners kann sich unter Umständen zu einer Herausforderung für eure Beziehung entwickeln. Wenn ihr allerdings ehrlich und auf Augenhöhe über eure Ängste und Wünsche kommuniziert und offen dafür seid, bestimmte Aspekte eurer Beziehung zu reflektieren und ggf. neu zu verhandeln, so habt ihr ein gutes Rüstzeug an der Hand, diese Herausforderung zu meistern.

Letzten Endes kann eure Beziehung sogar davon profitieren, dass ihr eure Partnerschaft und Sexualität intensiv reflektiert - und vielleicht entdeckt ihr ja im Zuge dieser Reflexion ganz neue Perspektiven und neue Wege, die ihr in eurer Beziehung gehen wollt.