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Nicht nur der Geburtenknick der 90er Jahre hat gezeigt, wie schwankend die Geburtenwilligkeit der Deutschen ist. Auch wenn sich der Trend erholt hat, liegt der durchschnittliche Fertilitätswert pro Frau bei 1,57: Das heißt, dass Paare weniger Kinder bekommen, als für eine konstante Einwohnerzahl notwendig wäre. Die Ursachen dafür sich vielschichtig und Gegenstand zahlreicher Studien. Wir werfen einen Blick darauf, wie und warum Menschen sich gegen Nachkommen entscheiden.


Andere Bindungsgewohnheiten

Neben der Entscheidung, als Paar Kinder zu bekommen, steht schon die Paarbildung und Paarbindung auf anderen Füßen als Mitte vergangenen Jahrhunderts. Junge Menschen neigen zu wechselnden Beziehungen und “probieren” viele Partner, ehe sie sich langfristig binden. Die Bereitschaft, zu experimentieren, ist gestiegen – genauso wie die Willigkeit, sich im Falle von Schwierigkeiten zu trennen. Auf der einen Seite sind gestiegene Scheidungsraten und Kurzzeitbeziehungen etwas Positives, signalisieren sie doch, dass Menschen heute Wert auf gesunde und konstruktive Partnerschaft legen und sich nicht alles gefallen lassen. Anders herum kann man dies auch als mangelnde Bereitschaft, Konflikte zu bearbeiten und Probleme auszuräumen, deuten.

Das Resultat ist auf jeden Fall klar: Dadurch, dass es insgesamt weniger langfristige Paare gibt, schwinden auch viele Gelegenheiten, Kinder zu bekommen. Und selbstverständlich hat auch die Verfügbarkeit von günstigen und sicheren Verhütungsmethoden dazu beigetragen, dass weniger Nachwuchs entsteht: Frauen können ihre Sexualität selbstbestimmt ausleben, ohne direkt die Mutterschaft zu “riskieren”.


Individuelle Gründe, aus denen sich Frauen gegen Kinder entscheiden

Die Medizinwebsite Zava hat eine große Studie in Auftrag gegeben, bei der über eintausend Frauen in Deutschland nach Gründen gefragt wurden, ihren Kinderwunsch zu vertagen oder gänzlich auszusetzen. Auch wurden Fragen nach dem optimalen und maximalen Alter für die erste Mutterschaft gestellt.
Ganz grundlegend steht an zweiter Stelle der Faktoren, der Frauen dazu bringt, keine Kinder zu bekommen der Wunsch, keine Kinder zu bekommen. Es fehlt den Betreffenden schlicht das Bedürfnis, sich fortzupflanzen. Rein moralisch eine einwandfreie Position, die wir nicht infrage stellen wollen. Aber es zeigt, dass mitnichten jede Frau eine Art natürlichen Mutterinstinkt hat oder eine ominöse biologische Uhr ticken hört.

An erster Stelle knallharte wirtschaftliche Gründe: Viele Paare sind der Meinung, dass ihnen ihre finanzielle Situation nicht erlaube, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Kinder kosten nunmal eine Menge Geld und brauchen Platz – der wiederum auch Geld kostet. So sieht man im ländlichen Raum eher problematische Arbeitsplatzsituationen und in den Städten fehlenden bezahlbaren Wohnraum als Argument.

Ein weiterer Faktor, den Zava betrachtet, ist das Erstgebärendenalter: Nicht nur aufgrund der oben angesprochenen veränderten Paarbildungsgepflogenheiten, sondern auch aufgrund längerer Ausbildungs- oder Studiendauern sind Frauen erst später “frei”, um Kinder zu kriegen. Auch der Wunsch, sich erst beruflich zu etablieren, bevor man eine Kinderpause einlegt, spielt hier mit herein. Andererseits zeigt die Umfrage auch, dass ältere Mütter mittlerweile besser akzeptiert werden und auch 40 oder mehr kein Alter mehr darstellt, in dem der erste Nachwuchs maßlos ungewöhnlich wäre.


Fazit

Unsere Kultur verändert sich und führt dazu, dass sich weniger Frauen bzw. Paare dafür entscheiden, Kinder zu bekommen – und wenn, dann oft erst später als unsere Elterngeneration. Die Gründe sind vielfältig und individuell und spiegeln vor allem den größeren Wunsch wider, den eigenen Sprösslingen vernünftige Bedingungen zum Aufwachsen zu bieten und als Mutter dabei nicht auf der Strecke zu bleiben. 

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